Wir haben zu Beginn den Foliensatz (s.o.) besprochen. Dabei haben wir auch kurz über das Verhalten holomorpher Funktionen mit wesentlichen Singularitäten gesprochen, wofür es eine kurze Einführung in die Visualisierung komplexer Funktionen mittels domain coloring1 gab. Im Kontext dessen haben wir über die Abbildung auf Seite 5 des folgenden Buches geredet (im Wesentlichen den Text, welcher diese beschreibt):
Zuletzt haben wir auch noch ganz kurz diese Abbildung von Wikipedia betrachtet, bei welcher die wesentliche Singularität der Funktion \(z \mapsto \exp(1/z)\) schön zum Vorschein kommt.
“Grenzwert-Verfahren”, um eine isolierte Singularität \(z_0\) von \(f\) zu klassifizieren2:
Ähnlich wie man bei der Berechnung von Grenzwerten mit \(\epsilon\)-Kriterium oft zuerst mit heuristischen Methoden eine Vermutung über den Wert des Grenzwertes stellen muss, um dann rigoros diese Vermutung zu beweisen, eignen sich bei Aufgaben wie dieser derartige Herangehensweisen, insbesondere um die Ordnung von Polstellen zu bestimmen. Zwei mögliche solche Herangehensweisen wären hierbei:
Hinsichtlich isolierter Singularitäten wären zwei mögliche Fun Facts die Nicht-Existenz einer ganzen Wurzelfunktion mithilfe des Riemannschen Hebbarkeitssatzes (s. beispielsweise hier) oder natürlich der große Satz von Picard, welcher eine starke Verallgemeinerung des Satzes von Casorati-Weierstraß darstellt: das Bild einer Umgebung einer wesentlichen Singularität liegt nicht nur dicht in \(\mathbb{C}\), sondern beinhaltet sogar bis auf höchstens eine Ausnahme jede komplexe Zahl unendlich oft.
Es gab allerdings noch eine weitere Aufgabe auf dem Übungsblatt, welche sich gut für einen Fun Fact eignet, nämlich Aufgabe 5.
Hier war ja eine holomorphe Funktion mit zwei \(\mathbb{C}\)-linear unabhängigen Perioden (nämlich \(1\) und \(\mathrm{i}\)) gegeben. Im Allgemeinen heißt eine solche meromorphe Funktion elliptisch (manche Autoren schließen zusätzlich noch konstante Funktionen aus, allerdings bilden dann die elliptischen Funktionen mit gleichen Perioden keinen Körper). Letztendlich bestand Aufgabe 5 darin, den ersten Satz von Liouville zu beweisen: Jede holomorphe elliptische Funktion ist konstant.
Dies ist die ursprüngliche Form des Satzes, welchen wir als Satz von Liouville kennengelernt haben und welche von Liouville im Jahr 1844 verkündet wurde. Er veröffentlichte allerdings keinen Beweis und gab stattdessen nur Privatvorlesungen hierzu. Cauchy bewies die allgemeinere Variante für beschränkte ganze Funktionen und deutete an, er wäre bereits seit 1831 im Stande gewesen, dies zu tun. Was folgte, war eine Kontroverse über den rechtmäßigen Entdecker des Satzes, die sich noch über die folgenden Jahre erstreckte, wie in Kapitel 11 des folgenden Buches (was auch die Quelle für die zuvor geschilderte Geschichte ist) nachgelesen werden kann:
Anscheinend ist der deutsche Begriff “Farbkreismethode”, allerdings habe ich diesen ehrlich gesagt noch nie gehört und man findet auch nicht allzu viele Suchergebnisse. Daher der meines Wissens nach deutlich verbreitetere englische Terminus. ↩
Die Gültigkeit von diesem folgt je nach Fall (in dieser Reihenfolge) aus dem Riemannschen Hebbarkeitssatz, Lemma 3.2 aus der Vorlesung oder dem Satz von Casorati-Weierstraß. ↩